Die Realschule Bad Staffelstein hat seit diesem Schuljahr zwei Patenkinder. Als Schulfamilie wirkt sie am Projekt "Siyabonga - Helfende Hände für Afrika" mit und ermöglicht so zwei südafrikanischen Waisen eine bessere Zukunft.
"Siyabonga" heißt es in Südafrika, wenn man für etwas danken möchte. Das Wort entstammt der Zulu-Sprache, einer der elf Amtssprachen Südafrikas, und heißt ins Deutsche übersetzt "danke" - danke insbesondere an diejenigen, die sich für Waisenkinder in Südafrika engagieren.
Die mit dem Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen zertifizierte Hilfsorganisation "Siyabonga - Helfende Hände für Afrika" hat sich darauf spezialisiert: Südafrikanische Kinder, die durch Aids zu Waisen geworden sind, werden über den Verein finanziell sowie durch Sachspenden unterstützt.
Diesem Projekt hat sich auch die Viktor-von-Scheffel-Realschule Bad Staffelstein seit dem Schuljahr 2013/14 angeschlossen.
Große Resonanz für Patenkinder
In Verbindung mit dem freiwilligen sozialen Schuljahr, in dem die Schülerinnen und Schüler der achten bis zehnten Jahrgangsstufe in Kindergärten, Altenheimen oder Schulen tätig sind, hat sich die Realschule dazu entschlossen, ihre sozialen Tätigkeiten auszuweiten.
Mathematik- und Religionslehrer Lukas Völker ist im Internet auf das "Siyabonga"-Projekt gestoßen. Auf seine Anregung hin erklärte sich die Realschule als Schulfamilie zu einer Patenschaft für die achtjährige Nolwazi bereit.
"Ein Patenkind kostet im Jahr 420 Euro", erklärt Lukas Völker. Aufgrund der großen Resonanz und der vielen Spenden seitens der Schüler, Eltern und Lehrkräfte im vergangenen Jahr, habe sich die Schule nun zu einer zweiten Patenschaft für den elfjährigen Jungen Mthobisi entschlossen.
Hilfsprojekt nicht anonym
Im Gegensatz zu manchen anderen Hilfsorganisationen sei dieses Projekt persönlicher und greifbarer, sagt Völker. Die Schüler in Bad Staffelstein hätten einen konkreten Ansprechpartner, könnten mit dem jeweiligen Patenkind in Südafrika kommunizieren und sie erfahren, für welchen Zweck ihre Spenden genutzt werden. Ferner habe das auch einen emotionalen Anreiz: "Die Schüler freuen sich über Neuigkeiten aus Südafrika, sind gespannt auf neue Bilder, auf das, was unsere Patenkinder zu erzählen haben und wie es ihnen in ihrem Land ergeht." Hierzu habe die Realschule regelmäßigen Briefkontakt mit ihren Patenkindern. Ungefähr alle drei Monate landet Post vom anderen Kontinent im Schulbriefkasten.
Da die südafrikanischen Kinder größtenteils nur ihre Muttersprache Zulu beherrschen, sind Freiwilligenhelfer vor Ort, die die Kinder beim Schreiben der Briefe in englischer Sprache unterstützen und somit die Kommunikation zwischen den Paten und ihren Patenkindern erleichtern.
Der dadurch ermöglichte kulturelle Austausch erlaube den Realschülern einen Blick über den Tellerrand und schaffe gleichermaßen Wertschätzung für das eigene Leben: "Während wir uns mit Problemen herumschlagen - etwa weil das Internet mal wieder nicht geht -, haben andere nicht mal ein eigenes Bett, in dem sie schlafen können", sagt Lukas Völker.
Mit der Übernahme der Patenschaften könne daher auf beiden Seiten etwas bewirkt werden: Einerseits werde den betroffenen Kindern in Südafrika die Chance gegeben, ihre eigene Zukunft positiv zu gestalten. Andererseits hofft Lukas Völker, mit diesem Projekt seine Schüler für die Lebenssituation anderer Kinder auf der Welt zu sensibilisieren: "Die Schüler lernen so auch was fürs eigene Leben, dass sie sich später zum Beispiel auch dazu entscheiden, solche Projekte zu unterstützen."
Spenden auf freiwilliger Basis
Einmal im Schuljahr werden für die südafrikanischen Patenkinder aus den "townships" der Stadt Pietermaritzburg Spenden gesammelt. Schüler und Eltern können dabei freiwillig einen kleinen Betrag spenden.
In diesen abgelegenen Siedlungen Südafrikas können sich nur wenige Familien die Schulbildung für ihre Kinder leisten. Durch das Hilfsprojekt sollen die Kinder hierfür die Möglichkeit bekommen; ihr Überleben sowie das ihrer Familien wird dadurch gesichert. "Unser Patenkind hat sich beispielsweise ein Topfset von den Spenden gekauft. Keines unserer Kinder würde das tun, das sind komplett andere Lebensumstände. Aber das zeigt den Schülern, dass man was bewirken kann, wenn man zusammen anpackt."
Ein Höhepunkt des Engagements wäre auf jeden Fall ein persönlicher Besuch bei den Patenkindern, sagt Lukas Völker. "Leider ist uns das zeitlich wie auch finanziell kaum möglich. Außerdem sollte das Geld für einen Flug dorthin dann lieber an die Kinder gespendet werden", sagt er.
Dass so viele Schüler, Eltern und Lehrer hinter dem Projekt stehen, freut den Religionslehrer besonders: "Das ist was richtig Schönes."
Patenkind Mthobisi möchte einmal Pilot werden, Nolwazi hat den Berufswunsch Krankenschwester. "Das sind Träume, die leider nur schwer zu realisieren sind, aber zu wissen, dass andere Kinder daran glauben und sie unterstützen, gibt den Kindern dort wenigstens Hoffnung", resümiert Völker.
Nicole Lederer (aus: Fränkischer Tag vom 10.02.2015)