„Ich will nicht so sein wie du!“ – die Pubertät, eine Ausnahmezeit für Eltern und Kinder


Die Pubertät, die Phase der „Geschlechtsreife“, ist eine Zeit, die Eltern und Heranwachsende manchmal an ihre Grenzen bringt. Das Kind zieht sich plötzlich zurück, reagiert trotzig auf Bitten, orientiert sich stärker an den Freunden als an den Eltern und zeigt manchmal eine bedenkliche Neigung zu risikohaften Verhalten, z.B. im Umgang mit Alkohol. Wie Eltern ihren Kindern durch diese schwierige Zeit des Heranwachsens helfen können, wie sie mit Ablehnung vonseiten ihrer Kinder zurechtkommen: „Ich will nicht so sein wie du!“, und trotzdem mit ihnen im Gespräch bleiben, inwieweit Erziehung in der Phase der Pubertät überhaupt möglich ist, diesen Fragen ging der Diplom-Psychologe und Familientherapeut Hans Berwanger (ehem. Leiter der Beratungsstelle der Caritas Lichtenfels) in seinem Vortrag nach.

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Er basierte auf fünf Thesen zur pubertären Entwicklung von Jugendlichen: Erstens, Jugendliche seien "a-sozial", da sie zwar soziale Anerkennung in der Außenwelt durchaus suchen würden, sich jedoch emotional oft auf dünnem Eis bewegen würden und daher unsicher seien. Zweitens: Widerstand macht Freude und bringt Selbstbestätigung. Drittens, Jugendliche verabscheuen Kompromisse, dennoch wollen sie sich, so die vierte These, sicher und aufgehoben fühlen. Zu guter Letzt wollen sich Heranwachsende nicht von ihren Eltern stets verstanden fühlen. Sie ziehen eine klare Gegenposition vor, da ihr erwachsenes Gegenüber ihnen oftmals als „Reibungsfläche“ dient. Berwanger betont, dass die Verhaltensweisen im Hinblick auf die massiven „Umbauten“ im Gehirn eines Pubertierenden durchaus verständlich seien. Dabei zieht er den Vergleich mit der Reparatur der Elektronik eines Autos bei fahrendem Betrieb heran. Den letzten Teil seines Referats widmete er ausgiebig dem Aspekt, was Jugendlichen und Eltern durch die Pubertätsphase hilft. Zum einen stellt er exklusive Zeiten mit nur einem Elternteil heraus, da hier die Zeit dafür ist, ins Gespräch zu kommen und beide Seiten von sich erzählen können. Durch das gegenseitige Verstehen werde aber auch das Monitoring gefördert, das heißt, dass die Eltern klar herausstellen, dass sie wissen möchten, wo ihr heranwachsendes Kind seine Zeit verbringt. Dem Kind soll zugleich das Interesse der Eltern an seiner Lebensphase deutlich werden. Die Wichtigkeit klarer Regeln und Grenzen stellt der Pädagoge anschaulich an Beispielen, auch aus seinem familiären Umfeld, dar. Dabei betont er die Bedeutung von Erfolgserlebnissen für Jugendliche und das Übernehmen von Verantwortung für das eigene Handeln.

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Zum Abschluss des 90-minütigen Vortrags ging Hans Berwanger auf Fragen der Eltern ein und machte Mut, dass diese Ausnahmezeit für Eltern und Kinder gut gelingen kann, wenn trotz der Konflikte ein offener Umgang gepflegt werde.
M. Greßmann-Schierer